A Tale of Two Sisters - Kritik | Film 2003 | Moviebreak.de (2024)

Kritik

"Janghwa Hongryeonjeon" (장화 홍련전) ist eines der bekanntesten Volksmärchen Koreas. Die in der Joseon-Dynastie entstandene Geschichte handelt von zwei Schwestern, Janghwa und Hongryeon, und ihrer Stiefmutter. In seinem fünften Film "A Tale of Two Sisters" bedient sich Ausnahmeregisseur und -autor Kim Jee-woon ("I Saw the Devil", "The Last Stand") dem Grundgerüst der Geschichte, gibt sich aber längst nicht mit dessen bloßer Darstellung zufrieden. Er spinnt daraus viel mehr seine eigene kranke Phantasie über Verlust und Trauer.Nach dem Tod ihrer Mutter und einem darauffolgenden Aufenthalt in einer psychatrischen Klinik kommen die beiden Schwestern Su-mi (Su-jeong Lim) und Su-yeon (Geun-yeong Mun) wieder in ihr Elternhaus zurück. Dort werden sie nicht nur von ihrem zurückhaltenden und überforderten Vater (Kap-su Kim) sondern auch von der verhassten Stiefmutter (Jung-ab Yum) empfangen.

Schon zu Beginn wird deutlich, dass abseits der Spannungen zwischen Kindern und Stiefmutter noch ein weiteres, viel dunkleres Geheimnis verborgen liegt. Um seine Charaktere gebührend einzuführen, ohne dabei zu viel von ihnen preiszugeben und die drohende Gefahr nach und nach aufzubauen, lässt sich der Regisseur viel Zeit. Dabei kommt es mitunter in der ersten Hälfte zu einigen Längen, die aber aufgrund der starken zweiten Hälfte kaum negativ ins Gewicht fallen, denn in dieser ist wenig von der vorherigen Ruhe geblieben. Alles löst sich nach und nach in immer schrecklichere Wahrheiten (oder auch Unwahrheiten) auf. Spannend ist dabei nicht nur die Handlung als solche, sondern auch die spielereien des Regisseurs mit den Erwartungen und Sehgewohnheiten des Zuschauers. Je länger der Film läuft, desto schwerer ist er zu durchschauen. Realität von Fiktion zu unterscheiden scheint zuweilen unmöglich.

Aufgelöst wird das ganze zum Glück - für das Genre leider immer untypischer - mit einem zufriedenstellenden Ende, welches allerdings dem ein oder anderen westlichen Zuschauer nicht unbedingt verständlich sein wird. Der Film ist koreanisch durch und durch und um das Ende zu verstehen, sollte man sich auf die Kultur einlassen, in der Familie und Ehre einen deutlich höheren Stellenwert besitzen als hierzulande."A Tale of Two Sisters" ist storytechnisch kein typischer Horrorfilm. Er kommt mit nur sehr wenigen - dafür perfekt getimten - Horrorelementen aus. Diese benötigt er abe auch garnicht, denn er lebt viel mehr von der ständigen Ungewissheit, die weiß Gott deutlich quälender sein kann als jeder Horror. Mit diesem "Trick" umgeht Kim Jee-woon auch einige der sonst für Horrorfilm typischen Schwächen. Handlungen die nicht nachvollziehbar sind und unfreiwillig komische Momente sucht man hier vergebens. Nichtsdestotrotz finden sich gerade in der Inszenierung und der Optik viele typische Merkmale eines Horrorfilms wieder.

Ein schauriges, abgelegenes Haus mit langen dunklen Fluren und antiken Möbeln erzeugen an sich schon eine bedrückende Stimmung, wie man sie aus asiatischen Genrebeiträgen kennt. Kameramann Lee Mo-gae gelingt es diese Räumlichkeiten, in denen der Film fast ausschließlich spielt, perfekt einzufangen. Seine langsamen Kamerafahrten und die langen Einstellungen lassen die Atmosphäre des Films oft deutlich bedrohlicher scheinen, als sie eigentlich ist. Das alles erzeugt beim Publikum ein gewisses Unwohlsein und erfüllt damit eine der wichtigsten Vorraussetzungen für einen guten Horrorfilm. Gepaart mit der ständigen Ungewissheit. Abgerundet wird das ganze durch den hervorragenden Soundtrack von Lee Byung-woo, dessen Klänge zwar typisch für den Koreanischen- nicht aber für den Horrorfilm sind.Der Cast besteht fast ausschließlich aus den oben genannten Darstellern. Beschränkt man sich auf eine so geringe Anzahl, sollte jeder überzeugen, denn Fehler fallen deutlich schneller auf. Nach diesen sucht man aber auch hier vergebens. Die Kinderdarsteller Su-jeong Lim und Geun-yeong Mun machen die Furcht und Verzweiflung, die ihre Charaktere durchleben für den Zuschauer spührbar. Die böse Stiefmutter, gespielt von Jung-ab Yum kann man nur hassen und der überforderte Vater Kap-su Kim tut einem stellenweise fast schon leid. Den vieren fällt es leicht die Story auf ihrem Rücken zu stemmen, keinem sieht man dabei große Anstrengungen an.

Fazit

"A Tale of Two Sisters" ist eine kraftvolle Kombination aus Unwohlsein und der ständigen Ungewissheit, die Charaktere und Zuschauer umgibt. Kim Jee-woon gelingt es die ohnehin schon gelungene Story, durch seine technische Brillianz noch deutlich aufzuwerten und einen der bis heute besten Beiträge zum Genre abzuliefern.

Kritik: Tobias Bangemann

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  • A Tale of Two Sisters "A Tale of Two Sisters" ist so etwas wie der Prototyp des modernen Horrorfilms nach meinem Geschmack. Dafür sind im wesentlichen drei Bestandteile des Films verantwortlich:1. Der funktionierende Horror.Das klingt banal, ist aber heute nicht mehr selbstverständlich. "A Tale of Two Sisters" will nicht mit Gewalt und Getöse scho... StrykeOut am 21.12.2015 0 1
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