A TALE OF TWO SISTERS (2003) – Filmkritik | Fluxkompensator (2024)

Was in den letzten Jahren, oder besser gesagt Jahrzehnten aus dem kleinen Südkorea an Filmen zu uns kam, ist wirklich beeindruckend. Darunter befinden sind solch grandiose Filme wie ein OLDBOY (OLDEUBOI, 2003), SNOWPIERCER (2013), TRAIN TO BUSAN (BUSANHAENG, 2016), THE WAILING: DIE BESESSENEN (GOK-SEONG, 2016), BURNING (BEONING, 2018) oder erst kürzlich PARASITE (GISAENGCHUNG, 2019). Der Regisseur von A TALE OF TWO SISTERS, Kim Jee-woon, hatte auch seinen Anteil an diesen herausragenden Werken. Von ihm stammen unter anderem A BITTERSWEET LIFE (DALKOMHAN INSAENG, 2005) oder auch I SAW THE DEVIL (ANG-MA-REUL BO-AT-DA, 2010). Mit A TALE OF TWO SISTERS schaffte 2003 Kim, geboren in Seoul, seinen internationalen Durchbruch. Im Jahre 2013 folgte er vielen seiner asiatischen Kollegen und ging in die Vereinigten Staaten, wo er zusammen mit niemand geringerem als der Hollywood-Legende Arnold Schwarzenegger den Action-Kracher THE LAST STAND drehte.

A TALE OF TWO SISTERS (2003) – Filmkritik | Fluxkompensator (1)

Inhalt

An einem herrlichen Sommertag kommen Soo-mi (Lim Soo-jung) und ihre Schwester Soo-yeon (Moon Geun-young) endlich wieder nach Hause zurück. Seit dem Tod ihrer Mutter waren sie in einer Psychiatrie untergebracht und nun dürfen sie zu ihrem Vater (Kim Kab-su) zurück. Dort wartet allerdings auch die verhasste Stiefmutter (Yeom Jeong-a) auf die beiden Heimkehrer. Besonders Soo-mi zeigt ihre Feindseligkeit offen, ohne jede Scheu und Zurückhaltung. Ihre Schwester Soo-yeon hingegen hält sich zurück und geht auf Abstand, da ihre Angst überwiegt. Aber schon die erste Nacht enthüllen sich schreckliche Wesen, die im Verborgenen lauern und ertönen seltsame Geräusche auf den Fluren. Schnell wird klar, dass die böse Stiefmutter nicht die einzige Gefahr in dem unheimlichen Haus darstellt. Doch das, ist nur der Anfang einer tödlichen, alles verzehrenden Spirale aus Hass und Schuld, die niemanden der Anwesenden verschont.

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Shining trifft Ringu

Eine Besprechung von A TALE OF TWO SISTERS gleicht einem Marsch durch ein Minenfeld, allerdings mit verbundenen Augen. Zu jeder Zeit besteht die Gefahr, einen wichtigen Hinweis zu verraten oder einen Twist auszuplaudern. Einen wichtigen Schlüssel auf dem Weg zur Lösung bekommt der Zuschauer direkt nach dem Vorspann an die Hand, wenn er ihn bemerkt. Nachdem das Auto auf den Hof der Familie vorgefahren ist, gibt es einen Moment zwischen dem Vater und seinen Kindern, der schon vieles aufklärt. Keine Angst, ich verrate nichts, das wäre ein Betrug gegenüber allen, die den Film noch nicht kennen. Soo-mi trägt zu Beginn eine rote Strickjacke. Die Farbe Rot hat in Horrorfilmen schon immer eine gewichtige Bedeutung. Hier hat sie die Funktion uns auf die Figur der Soo-mi aufmerksam zu machen. Generell sollte man besonders auf die Konversationen und Interaktionen zwischen dem Vater und seiner Tochter Soo-mi achten. Der Film beginnt jedoch in der Psychiatrie und ist in ein kaltes, helles Licht gehüllt. Das lässt uns erahnen, dass die nun folgende Reise für alle Beteiligten kein gutes Ende nehmen wird. Danach geht es sofort in das farbenfrohe Grün der Natur, was für ein gelungener Kontrast.

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A TALE OF TWO SISTERS ist wie ein gigantisches Rätsel, dass sich nur sehr langsam dem aufmerksamen Beobachter enthüllt, ähnlich wie Stanley Kubricks SHINING (THE SHINING, 1980). Generell ist der Film eher ein Vertreter der ruhigen Töne. Ausgiebige Kamerafahrten, ein dezenter Score und beeindruckende Bilder versetzen den Rezipienten in eine dunkle, gefährliche Welt. Doch Regisseur Kim Jee-woon kann auch anders, was er sogleich mit der ersten Nacht im Haus ausdrücklich unter Beweis stellt, Sadako aus THE RING lässt mit Inspirationen grüßen.

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Die Darsteller und Inszenierung

Zusätzlich zur mitreißenden Inszenierung dieses komplexen Stoffes gesellen sich vier meisterhafte Protagonisten, die dieses Kammerspiel zu bieten hat. Allen voran die beiden jungen Schauspielerinnen Lim Soo-jung (Bae Soo-mi) und Moon Geun-young (Bae Soo-yeon), die durch ihr unnachahmliches Talent vor der Kamera den Zuschauer vom ersten Moment an begeistern. Ihr graziles Spiel wird begleitet von einem Hauch des Unheimlichen wie auch des Tragischen. Doch auch die beiden erfahrenen Darsteller Kim Kab-su als hilfloser Vater, und Yeom Jeong-a als die böse Stiefmutter, können voll und ganz überzeugen. Die letzten dreißig Minuten gleichen dann einer wilden Fahrt in der Geisterbahn, in der ein schreckliches Geheimnis nach dem anderen enthüllt wird. Bei jeder neuen Entdeckung glaubt man, das ist das Ende des Filmes, doch es geht weiter mit noch einem Twist, noch eine weitere unglaubliche Offenbarung, immer wieder verstörend schön. In Bildern, Symbolen aber auch messerscharfen Dialogen entfaltet sich die unglaubliche Story vor den Augen des Betrachters. Der Zuschauer fühlt sich wie ein Fisch auf dem Trocknen und schnappt pausenlos nach Luft.

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Wie üblich bei erfolgreichen Asiafilmen, gab es im Jahre 2009 ein US-Remake, welches auf den Titel DER FLUCH DER 2 SCHWESTERN (THE UNINVITED) hört. Natürlich ganz ohne das subtile Grauen, ohne all das Sonderbare und Mysteriöse was das koreanische Meisterwerk auszeichnet, aber trotz allem mit solider Unterhaltung ausgestattet.

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Fazit

Wer Filme liebt, die einem nicht alles auf dem Silbertablett servieren, ist hier genau richtig. Kim Jee-woon hat mit seinem subtilen Psycho-Horror ein modernes Meisterwerk geschaffen, das allerdings auch einiges an Mitarbeit vom Zuschauer abverlangt. Eine faszinierende Story, die von umwerfenden Bildern begleitet wird, dazu noch vier Schauspieler, die über jeden Zweifel erhaben sind. Was will man mehr?

Mediabook

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Aber auch das Mediabook ist, wie der Film, ein Meisterwerk, angenehm in der Struktur und fantastisch im Design. Zusätzlich wurden die Scheiben mit jeder Menge an Extras ausgestattet: Ein 24-Seitiges Booklet, Audiokommentar von Regisseur Kim Jee-woon und den Darstellern, 12 nicht verwendete Szenen mit Audiokommentar von Kim Jee-woon, Interviews mit den Darstellern, eine Analyse von Kim Jee-woon, Kim Jee-woon über die Faszination des Horrorfilms, Making-of, der Film aus der Sicht eines Psychiaters und Erinnerungen an die Dreharbeiten, sowie den Kinotrailer.

© Stefan F.

Titel, Cast und CrewA Tale of Two Sister (2003)
OT: Janghwa, Hongreyeon
PosterA TALE OF TWO SISTERS (2003) – Filmkritik | Fluxkompensator (8)
Releaseab dem 29.11.2019 in Mediabook (Blu-ray +DVD)
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RegisseurKim Jee-woon
Trailer
BesetzungKim Kab-su (Bae Moo-hyeon)
Yeom Jeong-a (Heo Eun-joo)
Lim Soo-jung (Bae Soo-mi)
Moon Geun-young (Bae Soo-yeon)
DrehbuchKim Jee-woon
MusikLee Byung-woo
KameraNick Remy Matthews
SchnittKo Im-Pyo
Lee Hyeon-mi
Filmlänge115 Minuten
FSKab 16 Jahren

Stefan_F

Ohne Kaffee geht hier gar nix / Liebt den Phantastischen Film in Wort und Bild / Vor allem alles was vor 2000 entstanden ist / Lieber ein neues Regal mit Filmen als einen Schrank mit Klamotten

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